Wirtschaftsforscher Kramer: Wohnbauförderung bleibt volkswirtschaftlich sinnvoll Eigenheim ist beste Altersvorsorge! WIEN (KC). Ausfinanzierte Eigenheime seien eine „besonders nahe liegende Möglichkeit der Altersvorsorge“, erklärte der bekannte Wirtschaftsforscher Prof. Helmut Kramer dieser Tage bei einem Pressegespräch des Institutes für Lebensstilforschung in Wien. Kramer präsentierte vor Journalisten eine vom Institut für Lebensstilforschung der Raiffeisen Bauparkasse in Auftrag gegebene und von Fachleuten mit Spannung erwartete Studie: „Wohnungseigentum als Altersvorsorge“. Eine wesentliche Vorsorgemaßnahme der gesamten Volkswirtschaft sei das Sparen. Derzeit werde argumentiert, dass Sparen konjunkturell nicht sehr sinnvoll sei, zugleich seien längere Arbeitszeiten nicht opportun. Die Gesellschaft stehe aber vor einer fundamentalen Trendwende, die Anfang des nächsten Jahrzehnts eintreten werde und vorbereitet werden müsse. Österreich konzentriere die Diskussion um die alternde Gesellschaft auf die Finanzierung der Pensionen. Es gebe in diesem Zusammenhang aber eine Fülle an Themen aus verschiedensten Sparten zu diskutieren, meinte Kramer. In Österreich sei die Förderung für Eigentumswohnungen und Häuser in den letzten Jahren zurückgegangen. Es gebe eine Tendenz zum Abbau der Bausparförderung und eine Tendenz zur verstärkten Förderung des Wertpapiersparens. Auf Dauer müsse das Verhältnis ausgewogen sein, drängte Kramer. Die Förderung des Wohnbaus sei nach wie vor sinnvoll. Das gelte auch für die thermische Sanierung, die einen Beitrag zum Klimaschutz leiste, Arbeitsplätze schaffe und die Energiekosten für jeden Einzelnen verringere. Auch Förderungen für Adaptierungen für altersgerechtes Wohnen wären sinnvoll. In den vergangenen Jahrzehnten seien Zahl und Qualität der Wohnungen ständig gewachsen. „Zwar unterliegt auch der Marktwert von Wohnungen Marktschwankungen und der allgemeinen Konjunktur der Volkswirtschaft, aber es darf nicht übersehen werden, dass Wohnen in der Eigentumswohnung oder im Eigenheim unbeeinträchtigt vom Marktwert einen konstanten Nutzwert bietet“, unterstrich der Wirtschaftsforscher. Immer mehr Senioren Weltweit sei eine deutliche Zunahme des Durchschnittsalters der Bevölkerung festzustellen. Dieser Anstieg werde in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten „besonders einschneidend verlaufen“. Nach Schätzungen der Statistik Austria werde das Durchschnittsalter in Österreich in der Zeit von 2005 bis 2040 von 40 auf 47 Jahre steigen. „33,9 Prozent der österreichischen Bevölkerung werden 2040 über 60 Jahre alt sein. 8,3 Prozent sogar über 80 Jahre“, wies Kramer auf einen Megatrend hin. Die durchschnittliche Lebenserwartung werde von 79 Jahren auf 83 Jahre steigen. Kramer: „Das bedeutet, dass von 2005 bis 2040 die Zahl der Personen im Pensionsalter von derzeit 1,7 auf 2,8 Millionen zunehmen, die der Personen im erwerbsfähigen Alter aber von fünf Millionen auf 4,5 Millionen sinken wird.“ Weniger Produzenten Immer mehr Erhaltungsbedürftige stehen immer weniger Erwerbsfähigen gegenüber. Zusätzlich werde die Zahl der „Produzenten“, also der Unternehmer und der Arbeitnehmer, generell abnehmen. Das könnte die gesamtwirtschaftliche Produktivität und damit auch die volkswirtschaftliche Wertschöpfung dämpfen. Die rasche Alterung werde starke Auswirkungen in alle gesellschaftlichen und politischen Bereiche haben, ist Kramer überzeugt. Von einer Entspannung am Wohnungsmarkt sei angesichts der zunehmenden Alterung nicht auszugehen. Kramer: „Die Wohnungen werden länger belegt sein und nicht auf den Markt kommen.“ Der Wohnungsbedarf und die Neubautätigkeit werden zwischen 2015 und 2040 daher erstmals seit den 1990er Jahren wieder steigen. Verstärkt werde das durch den Trend zu Ein-Personen-Haushalten. Kramers Gründe dafür: „Späteres Heiratsalter, mehr Scheidungen und einen "Living-Apart-Together"-Trend. Lag die Durchschnittsgröße der Haushalte 1961 noch bei 3,1 Personen, so waren es 1991 nur 2,6 Personen, 2001 bei 2,4 Personen. Für 2030 werden 2,3 Personen prognostiziert. Niedrige Sparquote Sparen für den Kauf von Wohnungseigentum erhöht die Sparquote der Privathaushalte, entlastet den Staat und trägt auch zur Milderung des Generationenkonflikts bei, so die Studie. Bausparer sind zudem auch nach der Ausfinanzierung ihrer Wohnung oder ihres Hauses weiterhin fleißige Sparer. Einer deutschen Spar-Studie zufolge, deren Ergebnisse auch auf Österreich umgelegt werden könnten, sparten Bausparer nach abgeschlossenen Rückzahlungen auch weiter in anderen Anlageformen und hätten höhere Sparquoten, berichtete Kramer. Sie hätten dadurch auch in höherem Alter mehr Geld zur Verfügung. Quelle: Raiffeisenzeitung Nr. 5/ 03.02.2005
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