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concept
background- zur Ausgangssituation
"Das Lager" ist ein aktuelles Phänomen gesellschaftspolitischer Entwicklungen.
Ausnahmezustand Das Lager ist eine Zone des juristischen Ausnahmezustands. Jede Regel muss im Lager erst verhandelt werden. Ein logischer Ausgangspunkt zur Analyse des Lagers als Komplex scheint das geplante System von Anhaltelagern rund um die EU, ein logistisches Leitsystem von Bevölkerungen, das im Gefälle der armutsbedingten globalen Migration Menschenflüsse und Menschenmassen steuern und bremsen soll. Die Situation von AsylwerberInnen in Europa, die jahrelang im Ausnahmezustand - im Lager - auf die Entscheidung über ihre Aufenthaltsgenehmigung warten müssen, erweist sich als ein medial sehr präsentes Problem, das mit breiteren gesellschaftlichen Entwicklungen zusammenhängt. Der prekäre Status der AsylwerberInnen, die sich zwar faktisch in einem Land aufhalten, sich de jure aber in einem Niemandsland bewegen, das als Lager Institution wird, geht mit einigen symptomatischen zeitgenössischen Phänomen einher: Mechanismen der Selbst- und Fremdeinschließung (Capsularity), die Verwaltung von Personen (insbesondere Fremder) als logistisches Problem, eine neue urbane und sub-urbane Kultur temporärer Besiedlung und das Entstehen von Non-Sites und Heterotopien.
Obwohl sich humanitären Einrichtungen und die Verwaltungsapparate kritisch gegenüberstehen, sind sie sich in einem Punkt einig: die Lage der AsylwerberInnen und MigrantInnen muss so schnell wie möglich "normalisiert" werden, die prekäre Wartestellung im Lager darf nicht länger als unbedingt nötig dauern. Was aber beide Diskurse möglicherweise nicht erkennen können, ist die Tatsache, dass eine Gesellschaft, die eine relativ große Gruppe von Personen unter diesen Bedingungen leben lässt, sich ein Symptom einhandelt, das auf diese Gesellschaft zurückwirkt. Das "Ausgelagerte" wirkt auf das Innere zurück. Die Ausbildung von Lagern ist Konsequenz dynamisierter und prekärer Lebensformen. Was zunächst für die anderen entworfen wurde, fällt auf die Lagerplaner zurück. Der Ausschluss ist umgekehrt auch eine Selbsteinschließung. Wie Giorgio Agamben gezeigt hat, entspricht die Topologie des Lagers den Möbiusschleifen einer einschließenden Ausschließung. Das Lager als Ort der Ausnahme wird so zum Ausgangspunkt für ein neues Denken sozialer Räume.
Lager entstehen demnach in verschiedenen Zusammenhängen und erfassen auch den Freizeitmarkt und die Wohlstandsindustrie: Gated communities, Tourismusanlagen, Feriencamps und mediale camps im Stil von Big Brother reproduzieren die temporäre Funktionalität von Aufenthaltsorten und praktizieren zugleich die Prinzipien von Einschluss- und Ausschlussmechanismen.
Es stellt sich also schließlich die Frage, inwiefern dem so weit gestreuten semantischen Feld des Begriffs Lager eine ebenso vielfältige Morphologie des Lagers entspricht. Das Projekt Supercamp macht sich zur Aufgabe, die Mannigfaltigkeit dieser Formen auf zentrale Symptomknoten des sozialen Raums rückzubeziehen, um ein multimediales Archiv durch Analyse und Kommentar zu verdichten.
Die mehrdimensionale Reflexion, die sich das Projekt "Supercamp" zur Aufgabe macht, umfasst sowohl Theorie, Forschung und Diskurs als auch künstlerische, performative, mediale und architektonische Formen.
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